Osteoporose
Osteoporose - Abbau von Knochensubstanz
Durch frühes Eingreifen Frakturen vermeiden
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Osteoporose auf Grund ihrer Krankheitsfolgen und deren Therapiekosten in die Liste der zehn bedeutendsten Krankheiten aufgenommen. Schließlich führen die multiplen Knochenbrüche, die im fortgeschrittenen Stadium dieser Krankheit auftreten, nicht nur zu erhöhter Pflegebedürftigkeit und Mortalität, sondern auch zu immensen gesundheitsökonomischen Kosten: Allein für Schenkelhalsfrakturen und deren Nachbetreuung werden in Deutschland jährlich 2,6 Mrd. Euro ausgegeben.
Derzeit sind in der Bundesrepublik etwa 5 Millionen Frauen und 2 Millionen Männer an Osteoporose erkrankt - jede dritte Frau und jeder sechste Mann über 50 Jahre müssen damit rechnen im weiteren Leben eine osteoporotische Fraktur (Knochenbruch) zu erleiden. Das bedeutet statistisch gesehen, dass alle 5 Minuten ein Knochen als Folge der Osteoporose bricht! Diese alarmierende Entwicklung lässt sich nur durch eine intensive Prävention (Vorbeugungsmaßnahmen), die bereits in jungen Jahren beginnen muss und eine rechtzeitige, sachgerechte Behandlung aufhalten.
Risikofaktoren beachten
Die Osteoporose ist laut WHO-Definition eine systemische Erkrankung, bei der die Knochenmasse und / oder die Knochenqualität so vermindert ist, dass der Knochen einer normalen Belastung nicht mehr standhält. Multiple Frakturen - meist der Wirbelkörper - sind die Folge. Sie führen zu der für die Krankheit typischen Veränderung von Figur und Haltung: Die Wirbelsäule wird kürzer, dadurch Rücken, Rippen und Beckenkamm näher zusammen.
Den Patienten fällt auf, dass sie keine Taille mehr haben, der Arzt beobachtet das sogenannte Tannenbaumphänomen, das durch die Faltenbildung der Rückenhaut entsteht. Gleichzeitig bildet sich eine Brustkyhose aus, die im Volksmund wenig schmeichelhaft "Witwenbuckel" genannt wird.
Je früher die Diagnose gestellt wird, um so eher lassen sich diese schwerwiegenden Folgen des gesteigerten Knochenabbaus verhindern. Dazu reicht zunächst eine umfassende Anamnese aus, in der gezielt nach Risikofaktoren gefragt wird.
Ursachen
Knochendichtemessung - Grundlage der Diagnose
Liegen mehrere Risikofaktoren bei einem Patienten vor, muss auf jeden Fall eine Knochendichtemessung, möglichst auch eine Röntgenuntersuchung, zur Diagnosesicherung vorgenommen werden. Letztere gibt Aufschluss über bereits erlittene Wirbelfrakturen.
Nur 33% aller Wirbelbrüche werden anhand von Schmerzen und Beschwerden klinisch diagnostiziert. Die Knochendichtemessung (Osteodensitometrie), bei dem der Knochenmineralgehalt in g gemessen wird, dient nicht nur zur Früherkennung und Verlaufskontrolle; auf ihr basiert auch gemäß der Richtlinien der WHO die Diagnose einer Osteoporose: Sie liegt dann vor, wenn bei postmenopausalen (nach Ausbleiben der Regelblutung) Frauen eine Knochendichte gemessen wird, die tiefer als 2,5 Standardabweichung (SD) unter dem Wert liegt, der dem von jungen gesunden Frauen entspricht (=T-Score).
Hat die Knochendichte minus 1 bis minus 2,5 SD spricht man von Osteopenie (Knochenzellemangel). Ein T-Score über minus 1 entspricht einer normalen Knochendichte. Die Messung wird normalerweise an der unteren Wirbelsäule und den Hüften vorgenommen, da hier am ehesten Frakturen auftreten.
Vorbeugungsmaßnahmen:
Hilfreich: Bewegung, Calcium und Vitamin D
Damit der Organismus auch im fortgeschrittenen Alter noch eine Knochenmasse aufbauen kann, ist eine ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D notwendig. Als Basistherapie - vor allem bei älteren Patienten - werden deshalb täglich 1000mg Calcium und 800 I.E. Vitamin D empfohlen. Bei jüngeren Patienten reicht meist eine Calcium und Vitamin D-haltige Nahrung (s. unten), die von regelmäßiger sportlicher Betätigung begleitet wird, aus.
Wer keine Milchprodukte verträgt, sollte auf Calciumpräparate ausweichen (z. B. Calcivitan Pascoe Vital)
Aufgrund der engen Verbindung zwischen Muskelkraft und Knochenfestigkeit schreibt man der körperlichen Aktivität heute eine mindestens ebenso wichtige Rolle für den Knochenaufbau zu wie der richtigen Ernährung.
Besonders empfehlenswert sind Sportarten wie Tanzen, Spazierengehen und leichtes Gewichtheben. Ein konsequent durchgeführtes regelmäßiges Training kann den jährlichen Knochenmineralverlust um etwa 1% verringern. Gleichzeitig senkt eine kräftige Muskulatur das Sturzrisiko, da Gang- und Standsicherheit verbessert werden. Patienten, bei denen bereits Wirbelkörperfrakturen vorliegen, sollten an einer Rückenschulung teilnehmen. Hierbei werden Bewegungsabläufe erlernt, mit denen Überlastungen der frakturgefährdeten Skelettanteile und Stauchungen der Wirbelsäule vermieden werden können.
Calcium und Vitamin D bilden die Basismedikation einer jeden Osteoporosebehandlung. Die alleinige Gabe reicht jedoch nicht aus, um den Knochenschwund wirksam zu therapieren.
Spezielle medikamentöse Therapie
Patientinnen, bei denen ein T-Score von unter minus 2,5 bei der Knochendichtemessung ermittelt wird, sollten nach den Leitlinien des Dachverbandes Osteologie (Wissenschaft von Knochenbau) in jedem Fall medikamentös behandelt werden. Ziel ist es, Frakturen zu vermeiden und die Belastbarkeit des Knochens zu erhöhen. Diese Kriterien werden zur Zeit von zwei Wirkstoffgruppen erfüllt: den Bisphosphonaten Alendronat und Risedronat und dem selektiven Östrogen-Rezeptor-Antagonisten Raloxifen. Mit diesen Substanzen lässt sich, Studienergebnissen zur Folge, das Risiko einer Erstfraktur über einen Zeitraum von drei Jahren halbieren. Liegt bereits ein Wirbelbruch vor, kann das Risiko einer weiteren Fraktur durch jeden der drei Wirkstoffe um die Hälfte gesenkt werden. Ob die Medikamente täglich genommen werden (Alendronat 10 mg, Risedronat 5mg, Raloxifen 60mg) oder wöchentlich 70 mg Alendronat, ist nach Meinung der Experten für die Wirksamkeit nicht von Bedeutung. Die Behandlung sollte über einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren fortgeführt werden.
Wenn Wirbelfrakturen vorliegen, muss gegebenenfalls zusätzlich eine Schmerztherapie verordnet werden, damit die Patienten mobil bleiben.
Lange Liegezeiten würden das Risiko neuer Knochenbrüche erheblich vergrößern. Empfehlenswert sind in diesen Fällen auch sogenannte Orthesen, die eine haltungskorrigierende und stützende Funktion haben. Diese Leibmieder, die vom Becken bis zum unteren Drittel des Thorax reichen, entlasten die Wirbelsäule und Lindern Schmerzen bei Bewegung. Eine neue operative Methode zur Schmerzlinderung und Stabilisierung ist die Kyphoplastie, bei der Palacos (Knochenzement) in präformierte Höhlungen des frakturierten Wirbelkörpers eingebracht wird. Sie befindet sich allerdings zur Zeit noch in der Erprobung. Die Hormonersatztherapie, die jahrelang zur Prävention und Therapie der postmenopausalen Osteoporose propagiert wurde, ist nach Aussage des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte aufgrund der neuen Studiendaten nicht mehr vertretbar.
Prävention in jungen Jahren
Viele Osteoporose-Erkrankungen können verhindert werden, wenn in der Jugend ein "starker" Knochen aufgebaut worden ist. Neben regelmäßiger sportlicher Aktivität ist dazu vor allem eine vernünftige Ernährung notwendig. Sie sollte viel Calcium und Vitamin D und möglichst wenig phosphathaltige Nahrungsmittel enthalten, da Phosphate die Calciumaufnahme verhindern.
Besonders reich an Phosphaten sind Softdrinks, allen voran Coca-Cola, Schmelzkäse sowie Fleisch und Wurstwaren. Auch bei Alkohol, Nikotin und reichlichem Kaffeegenuss (mehr als 1 Tassen pro Tag) wird ein negativer Einfluss auf die Knochendichte angenommen.
Dagegen bekommt der Verzehr von Zwiebeln neuesten Untersuchungen aus der Schweiz zufolge dem Knochen besonders gut. Die Zwiebel enthält zwar keine nennenswerten Calciummengen, soll aber den Knochenabbau hemmen (entgegenwirken). Durch welche Prozesse diese Wirkung herbeigeführt wird, ist noch nicht geklärt.
Calcium und Vitamin D Lieferanten in der Nahrung:
Calcium:
Milchprodukte
Sesam
Hülsenfrüchte
Grüne Gemüse wie Broccoli, Endivien, Fenchel, Grünkohl, Kohlrabi, Lauch
Calciumreiche Mineralwasser
Vitamin D:
Fisch
Eier
Käse
Milchprodukte